Mobilität neu denken

Wer künftig noch ein Auto fährt, möchte auch in den Kiez fahren können. Einen Parkplatz soll es auch geben. Aber Radfahrende und Fußgänger*innen sollen endlich nicht mehr an zweiter und dritter Stelle genannt werden, unser aller Lebensqualität und Sicherheit darf nicht dem privaten Bedürfnis nach Autofahren zum Opfer fallen. Busse sollen gut durchkommen, Lieferwagen sollen Zonen im jetzigen Parkbereich bekommen.
Der KungerkiezBlock ist eine Initiative von Anwohnenden, die aktiv eine Verkehrswende hier vor Ort vorantreibt. Die Ziele sind eine höhere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und die Reduzierung von Gesundheitsrisiken wie Lärm, Luftverschmutzung, Stress und Unfallgefahr. Nachdem die Schaffung des Kiezblocks im Mai 2022 von der Bezirksvollversammlung (BVV) beschlossen wurde, muss für den ersten Kiezblock in Treptow-Köpenick nun ein städtebauliches Konzept erarbeitet und eine umfassende Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht werden - und zwar von Seiten der Bezirksverwaltung. Wir treffen uns regelmäßig hier im Kiez und sind im regen Austausch mit der Verwaltung.
Wir nehmen 2023 am Projekt "Berlin zählt Mobilität teil. Gemeinsam mit DLR und adfc erheben wir mittels zur Verfügung gestellter Zählgeräte lokale Verkehrsdaten in Echtzeit. Mit diesen konkreten Zahlen wollen wir den Dialog mit der Politik im Rahmen der Umsetzung des Kiezblocks führen. Wer Interesse hat, ein solches Gerät bei sich aufzustellen, kann sich gerne bei uns melden - hIer gibt es mehr Infos!
In den kommenden Wochen (15. Februar 2023 bis 15. März 2023) sind Studiernde der FU Berlin im Rahmen des Projekts „Prima Klima Lebenswelt“ im KungerKiez unterwegs, um Umfragen rund um das Thema „Mobilität“ und „Grüner Kiez“ durchzuführen. Sie dient einer ersten Bestandsaufnahme über Herausforderungen und Probleme, mit denen die Kiezbewohner:innen im Alltag konfrontiert sind, welche Bedürfnisse bisher unbeantwortet geblieben sind und welche Verbesserungen sich die Anwohnenden wünschen.
Die Studierenden erstellen diese Umfrage im Rahmen ihrer universitären Ausbildung. Gleichzeitig profitieren wir von einem aktuellen Stimmungsbild der Anwohnenden im Kiez. Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme werden voraussichtlich im April den Anwohnenden öffentlich präsentiert und fließen in das städtebauliche Konzept des Kiezblocks ein. Macht unbedingt mit!
In Absprache mit dem Bezirksamt und Anwohnenden, vor deren Haus oder Gewerbe die Möglichkeit besteht, ein Parklet einzurichten, wollen wir dieses Mittel zur Wiedergewinnung von Fläche ausprobieren und entsprechende bauliche Maßnahmen vornehmen. Ein Parklet ist ein den Autos abgetrotztes Stück Straßenrand, auf dem nicht mehr geparkt, sondern wo zum Beispiel eine Sitzmöglichkeit für die Allgemeinheit, ein Beet oder eine Fahrradstellfläche geschaffen wird.
Die Wege zur Kiefholz-Grundschule und zur Bouchéschule müssen sicherer werden. Das haben viele schon verstanden und trotzdem muss noch einiges passieren! Wir werden mit den Kindern zusammen die Gefahrenstellen ausloten und dokumentieren und die Ergebnisse der Bezirkspolitik überreichen. Demos schaffen zusätzlich Druck und Aufmerksamkeit. Sichere Schulwege sind eine zentrale Forderung in der Kiezblockkampagne, der wir uns für Alt-Treptow angeschlossen haben, siehe Stichwort „Kiezblock“.
Aktionswochen Schulstraße 9. Mai bis 1. Juni 2022
Kinder und Jugendliche sollen sich sicher und selbstständig mit dem Fahrrad und zu Fuß in ihrem Umfeld bewegen können. Wir wollen mit den „Aktionswochen Schulstraße“ die Schulwegsituation im Kungerkiez zum Thema machen und einmal ausprobieren, wie sich ein temporäres Fahrverbot vor Schulen anfühlt. Wie ist die aktuelle Ausgangslage für die Kinder im Kungerkiez? Wie viel Verkehr begegnen sie auf ihrem Schulweg? Wie ist die Situation vor der Schule? Gemeinsam mit Eltern, Studierenden und Anwohnern wollen wir die Lage analysieren, dokumentieren und daraus mögliche weitere Schritte ableiten.
- Infoabend am 3. Mai , 19:30 Uhr in die Galerie Kungerkiez
- Verkehrszählung 9. - 13. Mai, 7.30 Uhr vor beiden Grundschulen (wer mitmachen will, bitte hier eintragen!)
- Kidical Mass | Fahrrad Demo, 14. Mai 11 Uhr, Schmollerplatz
- Schulstraßen-Demo Bouchéschule, 17. Mai, 7.30 Uhr
- Schulstraßen-Demo Kiefholzgrundschule, 18. Mai, 7.30 Uhr
- Spielstraße, 1. Juni, 15 -18 Uhr Schmollerplatz
Hintergrund Schulstraße:
Vorbild für die Aktionen sind die Wiener Schulstraßen, bei denen die Straße morgens kurz vor Schulbeginn (und nachmittags nach Schulende) für einen Zeitraum von 30 Minuten für den motorisierten Verkehr gesperrt wird. Ziel ist es, brenzlige Situationen durch den Autoverkehr vor Schulen (Stichwort Elterntaxi!) zu vermeiden und die aktive Mobilität der Kinder zu fördern. Mittlerweile gibt es sie auch in London, Paris und einigen weiteren europäischen Städten.
Rechtliche Situation von Schulstraßen in Deutschland: Bei Schulstraßen handelt es sich um vorübergehende Sperrungen einer oder mehrerer Straßen im Umfeld einer Schule zu Beginn und ggf. auch am Ende des Schultages. Diese vorübergehende Sperrung für den Kfz-Verkehr ist als Verkehrsversuch zulässig. Erprobt wurde dieses Konzept in Deutschland z.B. in Hannover. In Kreuzberg ist ein temporäres Durchfahrtverbot an der Hunsrück Grundschule (Manteuffelstraße) in Planung.
Eine temporäre Spielstraße soll es am besten regelmäßig geben. Und warum auch nicht? Schließlich hat diese berlinweite Aktionsform auch in Treptow den mühsamen Gang durch die Institutionen geschafft: aus der „Demo für Spielstraßen“ wurde im letzten Jahr eine bewilligte Spielstraße. „Weiter so, und verstetigen!“ ist jetzt die Devise.