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Demokratisch mitgestalten - wie geht das?

Galerie KungerKiez (Karl-Kunger-Str. 15, 12435 Berlin)

Letzte Woche haben wir die Besprechung des Essays "Bleibefreiheit" von Eva von Redecker abgeschlossen. In "Bleibefreiheit" arbeitet die Autorin einen Begriff von Freiheit heraus, der sich vom individuellen, mobilitätsbasierten Verständnis absetzt. Sie schlägt vor, das moderne räumliche Freiheitskonzept (sich unbegrenzt bewegen zu können) durch ein zeitliches  Verständnis von Freiheit (in einer erfüllten Zeit zu leben) abzulösen und die Ressourcen des Planeten dadurch ebenso zu schonen wie die eigenen. Zur erfüllten Zeit gehören Bindungen und andere Menschen an ihren Orten sowie das Wohl der Gemeinschaft.
Redecker verweist auf Hannah Arendt; dem Hinweis sind wir nachgegangen. Arendt ergänzt in ihrem Buch "Vita activa" durch ihren Begriff der "Natalität" die philosophische Betrachtung der Mortalität, die Sterblichkeit des Menschen. Begreift sich der Mensch als ein geborenes, anfangendes Wesen, verhilft diese Vorstellung zu immer weiteren Neuanfängen - die angesichts der Anpassungen an ein sich wandelndes Klima dringend nötig sind.

In den vorigen Wochen sprachen wir über ein Element der deliberativen Demokratie, das immer mehr Beachtung findet: die kommunalen Bürgerräte, und überlegten, ob lokale Konflikte, die wir kennen, durch einen Bürgerrat zu einem als legitimiert empfundenen Kompromiss gebracht werden könnten.
Davor hatten wir uns mit der digitalen Vision einer "liquid democracy" der Piraten-Partei vor 10 Jahren befasst. Grundlegende Frage bleibt weiterhin, wie Gemeinwohl überhaupt erlangt werden kann und ob es a priori oder a posteriori (aus den Entscheidungen der Mehrheit?) bestimmt wird.

Grundlage für frühere Treffen war der Beitrag von Nikolaus Lobkowicz "Die philosophische Idee der Demokratie und ihre Bedeutung" (Text kann eingesehen werden, bitte schreibt an: k.heinau@kungerkiez.de). Und zur Diskussion über die Letzte Generation und den Vorwurf, die Aktivist*innen gingen undemokratisch vor: taz-online-Artikel: https://taz.de/Aktivismus-der-Letzten-Generation/!5970001&s=letzte+generation+souver%C3%A4n/

Das Prima Klima Lebenswelt-Projekt wäre nichts ohne die Kiezbewohner*innen, die sich in zahlreichen Aktivitäten daran beteiligen. Das Projekt basiert auf der Annahme, die Menschen vor Ort wären prinzipiell willens und in der Lage mitzugestalten und mitzuentscheiden, meist ehrenamtlich. Die KungerKiezInitiative hat durch das Projekt neue Möglichkeiten der Partizipation, z.B. am Schmollerplatz durch den Nutzungsvertrag mit dem Bezirksamt, ein Novum, Chance und Herausforderung für den Bezirk, für den Verein und für die Anwohnenden. Wie kann das gemeinsam zum Wohl möglichst aller moderiert und umgesetzt werden? Wie können Informationen und das zur Meinungsbildung nötige Wissen am besten kommuniziert werden, durchdringen und zurückfließen? Der Schmollerplatz ist nur ein Beispiel für viele weitere Felder der Mitgestaltung in der KungerKiezInitiative.
Wir wollen uns damit beschäftigen, wie die Partizipation in den verschiedenen Bereichen des Vereins bereits läuft, wie sie verbessert werden kann, wie das Mitgestalten in und nach Ablauf des Prima Klima Lebenswelt-Projekts organisiert werden kann u.a.m.
Dazu wollen wir etwas weiter ausholen und uns fragen: Demokratisch, was heißt das? Wann handelt oder verhält sich eine Person demokratisch und wann nicht? Was meinen wir, wenn wir sagen, ein Prozess oder eine Entscheidung seien undemokratisch? Welche Schlüsse können wir daraus für das Miteinander in einem Gemeinwesen ziehen und wie können wir unser Verhalten entsprechend demokratisch verbessern, hier vor Ort, in unserer eigenen Umgebung? Ein Blick auf die Geschichte des Begriffs „demokratisch“ kann uns helfen zu verstehen, warum „demokratisch“ etwas Umstrittenes meint und warum demokratisches Handeln immer neu ausbalanciert werden muss, ein Versprechen bleibt und wir uns um die Verwirklichung zusammen bemühen müssen.

Anmeldung und Infos: k.heinau@klima.kungerkiez.de

 

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